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Informatik im Wandel
(Betrachtungen 2005)



Im Jahr 2002 hatte ich an dieser Stelle noch berichtet, dass ich gerade in den Jahrgangsstufen 11 bis 13 in drei verschiedenen Programmiersprachen unterrichte: Turbo-Pascal in der alten 13, Java in der 12 und Javascript in der 11. Inzwischen (seit 2003) ist Java die Programmiersprache in allen Stufen, wird aber in der 13 noch durch Prolog ergänzt. Und neue 11er werden vielleicht auch in Zukunft zunächst Javascript in HTML-Seiten kennen lernen - um ihnen ähnlich wie früher bei der Pascal-Vorbereitung mit Niki einen leichteren Einstieg ins Programmieren zu ermöglichen und erste Kontrollstrukturen in übersichtlicher Umgebung zu vermitteln. Oder sie arbeiten anfangs mit einem objektorientierten und java-artig zu programmierenden Hamster, der zwar eher wie eine blaue Maus aussieht, aber trotzdem eine gute Vorbereitung für Java ist.

Von Pascal und Delphi habe ich mich zunächst verabschiedet - obwohl manche Gründe, die vor zwei Jahren für Java und gegen Delphi sprachen, heute nicht mehr ganz so ausschlaggebend sind (und einige Kollegen eher Delphi bevorzugen):

Java ist inzwischen weiter verbreitet als Delphi, für viel mehr verschiedene Plattformen verfügbar und erzeugt kompaktere, leichter versendbare Programme. Andererseits ist der Java-Programmtext schlechter geschützt als in Delphi: Trifft man keine besonderen Vorkehrungen, kann der Benutzer eines Java-Programms relativ leicht den ursprünglichen Programmtext zurück gewinnen und einsehen. Bei kommerziellen Programmen oft ärgerlich, ist das für die Schule aber kein Nachteil. Im Gegenteil: Schülerinnen und Schüler könnten leichter die Ideen anderer studieren, um daraus zu lernen.

Delphi und Java haben beide den objektorientierten Ansatz gemeinsam. Längst versucht man nämlich heute, durch wieder verwendbare Module Entwicklungszeit zu sparen und Fehler zu vermeiden. Objekte helfen sehr dabei. Und anders als vor 15 Jahren muss man heute kaum mehr aus Rücksicht auf die damals doch noch recht beschränkten Möglichkeiten der Computer mit Gewalt Speicherplatz oder Rechenzeit sparen, sondern kann und soll ausgetestete Standardmethoden verwenden. Fantasievolles „Tricksen" mit immer wieder neuen, individuell maßgeschneiderten Lösungen macht einem ingenieurmäßigeren Vorgehen Platz. Tatsächlich käme heute z.B. beim Hausbau niemand mehr auf die Idee, andere als Fertigfenster in Standardgrößen einzusetzen. Auch bei Einbauküchen nimmt man Standardgeräte mit Normmaßen, auch wenn vielleicht ein 63,7 cm breiter speziell gefertigter Kühlschrank den zur Verfügung stehenden Raum etwas besser nutzen würde als das Fabrikgerät.

Der Unterricht hat dabei die Aufgabe, trotz aller Änderungen, die mit neuen Sprachen, immer neuen Programmversionen und schnelleren Geräten kommen, langfristige übergeordnete Konzepte herauszuarbeiten und zu vermitteln. Gleichzeitig sollen aber auch zukunftsweisende Entwicklungen berücksichtigt werden. Lehrpläne und Schulbuchverlage halten kaum Schritt, so dass jede Lehrerin und jeder Lehrer stark gefordert ist. Mit rund 30 Jahren Informatik-Unterricht und davon fast 25 Jahren Tradition mit Informatik-Leistungskursen und inzwischen fünf qualifizierten und engagierten Kollegen an unsere Schule (einem landesweit fast einmaligen Glücksfall) gibt es am „Lessing" eine starke Fachgruppe mit fruchtbaren Diskussionen, gegenseitigen Anregungen, viel Erfahrung, aber auch Innovationsbereitschaft.

(Stand 2005)

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